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2022-08-31 Europaweg St. Niklaus - Zermatt

Wir sind 11 Menschen Ü70 (im Durchschnitt), die Lust auf Höhenwanderungen haben und weder Anstrengung noch enges gemeinsames Übernachten in einer Hütte scheuen. Da ich ein Frischling im SAC bin, bin ich voller Bewunderung für die wunderbaren Lebenskräfte meiner WanderkollegInnen.

Unsere Wanderung beginnt im Riedacker (unsere Wanderleiterin hat uns 4km Weg auf Asphalt erspart, weil wir von St.Niklaus bis Riedacker einen Bus nehmen konnten).

Schon bald liefen wir auf wunderbaren, gepflegten Wegen voller Lärchennadeln. Wie ein liebevoll ausgelegter Teppich fühlte es sich für unsere Füsse an. Wenn es steiler und gerölliger wurde, halfen Seile an den Seiten oder Holztreppen. Wir waren jederzeit beschützt von Menschen, die diesen Europaweg hegen und pflegen. Das Wetter war zu Beginn noch bewölkt, doch bald öffnete die Sonne die Wolkendecke und wir konnten die umliegende Bergaussicht völlig geniessen. Wunderlich lagen auf dieser Strecke frisch gefällte Lärchen. Die Wege wurden von ihnen belegt und wir konnten entweder tief unten durch oder drüber steigen. Warum wurden diese schönen Lärchen gefällt? Lag es an den extrem wuchernden Flechten. Wir haben keine Antwort gefunden. Auch nicht in Herbriggen im Hotel Bergfreund wussten sie es. Schade, dass die EinwohnerInnen nicht informiert wurden. Das Hotel Bergfreund ist eine Herberge mit Mehrbett- aber auch Einzelzimmern. Die Familie Almendinger-Lorenz hat uns sehr köstlich bewirtet, ein 3-Gänger mit Dessert. Es gab auch ein grosszügiges Buffet morgens (Kaffee und heisse Milch standen schon duftend auf den Tischen) und die Kosten sind unglaublich. Fr. 83.- inklusive Kurtaxe für alles. Wirklich empfehlenswert.

Unseren zweiten Tag starteten wir mit Sonnenschein. Da der Weg morgens im Schatten liegt, konnten wir ohne zu sehr ins Schwitzen zu kommen die 1300 Höhenmeter auf 6km gut erklimmen. Unser Ziel war für heute die Europahütte. Der Weg ist steil, jedoch sehr gut zu gehen. Es gibt richtige Treppen in Gerüsten eingebaut, die uns sicher in die Höhe brachten. Manchmal wurden sogar kleine Terrassen konstruiert, wo wir Fotos machen konnten und die phänomenale Aussicht geniessen konnten. Die Sicht auf Herbriggen blieb uns eine lange Strecke. Herbriggen wurde immer kleiner. Plötzlich gab es keine Bäume mehr, wie abgestellt. Das Rauschen der Wasserfälle begleitete uns. Wir überquerten sicher sprudelnde Bäche. Das kleine Matterhorn, das Weisshorn und so viele Gletscher sahen wir, je höher wir stiegen. Unsere Picknickplätze hat Kathrin schon beim Vorlaufen speziell schön ausgesucht. Schattige Plätze, oder schöne Grashügel mit Sicht auf unsere grossen Schweizer Berge. Von weitem zeigte uns Kathrin die Europabrücke, welche wir dann morgen überqueren werden. Und bald schon hiess es, nur noch eine halbe Stunde bis zur Europahütte (2220m). Und auf einmal stand sie vor uns, in grossen bemoosten Quadern und wunderbaren Arven, Föhren und Lärchen hat sie ihren romantischen Platz gefunden. Die Aussichtsterrasse ist einfach umwerfend. Unser Zimmer war ein Gross-Schlaf-Raum mit 20 Betten. Wir haben sie in dieser Nacht mit 9 jungen Männern geteilt. Wir haben alle über die ruhige Nacht gestaunt. Einfach wunderbar. Auch hier wurden wir kulinarisch sehr verwöhnt. Unglaublich, was heute dank den Helikoptern, die einmal wöchentlich die Hütte mit Nahrungsmitteln beliefern, möglich ist.

Und unser Abschlusstag begann mit einem prächtigen Sonnenaufgang über dem Weisshorn. Der Abstieg zur Europabrücke ging rasch. Ich denke, dass alle, die diese Brücke noch nicht überquert hatten, leicht aufgeregt waren. Sie ist fast 500m lang und hängt hoch über der Schlucht. Sie ist sehr gut gesichert und mega stark gebaut worden. Auch wenn es wenig wackelte, fühlte ich mich bei jedem Schritt gut beschützt. Unser heutiger Weg nach Sunnegga war lang und die Auf- und Abstiege wechselten sich oft ab. Auch hier waren die Wege immer abgesichert mit Seilen oder hölzernen Treppen. Es gab sogar auch längere Tunnel, wo es wirklich stockdunkel war. Wir wagten uns ohne extra Licht von unseren Handys da durch. Bei einer kleinen Rast, gerade beim Bewundern von Edelweissen, verlor Regina einen Stock und dieser fiel einige Meter den steinigen Hang herunter. Bernadette hat es schnell gecheckt und eine Rettung des Stockes gewagt. Und wir haben alle applaudiert. Eine halbe Stunde vor Ende der Wanderung haben wir Rast im Restaurant auf der Tufternalp gemacht. Es gab Kuchen mit Rahm und Kaffee (leider für einige nur Nescafé).

Dann von der Sunnegga runter nach Zermatt durch diesen langen steilen Tunnel (Funiculaire/Standseilbahn). In Zermatt gabs noch einen Abschluss-Apéro-Hock im Hinterhof-Garten vom Hotel Pollux.

Wir haben sehr beeindruckende und starke Bergtage gemeinsam verbracht und wir danken Kathrin sehr für ihre Wanderidee und für ihren Einsatz bei der Planung und Umsetzung.

Autorin Margret Bucher

P.S. Der Europaweg ist im 1997 aufgrund von vermutlich einer Marketingidee entstanden auf der hochalpinen Route, die heute nicht mehr begehbar ist. Davor gab es bereits eine Bewilligung für eine Hütte am heutigen Standort der Europahütte. Die Eröffnung des Wegs bewirkte, dass im 1999 die heutige Hütte mit dem Namen Europahütte eröffnet wurde. Die neue Route führt durch tiefere und sichere Lagen.