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2022-07-10 Wasser im Wandel

Wasser im Wandel: Ist es die lebensspendende Lebensgrundlage für Tier, Mensch und Pflanzen … oder degradiert zur Ressource zur Energiegewinnung? Auf unserer Wanderung durch das Gebiet Chaltenbrunnen - Wandelalp wollten wir Wasser in seinen verschiedensten Erscheinungsformen erleben.

Der Beginn ist fulminant: Über uns der schwindende verrissene Rosenlauigletscher neben dem nunmehr schwarzgrauen Wetterhorn, neben uns der tosende schäumende Reichenbach. Von der geschlossenen Beiz Chaltenbrunnen Säge einmal über die Brücke und schon sind wir in einer stillen Welt angekommen. Über die abgefressenen Weiden steigt das SAC-Grüpplein bei paradiesischen Temperaturen und blauem Himmel aufwärts von Staffel zu Staffel der Chaltenbrunner Alp. An den unzugänglicheren Stellen und Felsköpfen können wir noch Blumen bewundern, die Disteln und das giftige Alpen-Greiskraut haben die Kühe verschmäht, dafür landen auf ihren Blüten die Schwebfliegen mit ihren akrobatischen Flugkünsten. An der blaugrünen dunkleren Farbe können wir schon jetzt die nassen Rietstellen erkennen.

Oben ist Szenenwechsel: Im Schutzgebiet wird nicht geweidet, der Baumbestand wird lockerer, unter uns breitet sich das Hochmoor aus mit Föhren, Bachläufen, Wasserlöchern und Nasswiesen, am Weg finden wir die Säurezeiger: Bärtige Glockenblume, Arnika, Heidelbeeren, Heidekraut. Statt den bekannten Wiesengräsern gibt es nur noch Seggen und Binsen, deren vielfältige Blüten wir mit der Lupe anschauen und bewundern. Quellfluren mit dem gelborangenen Bach-Steinbrech, Torfmoosen und Wollgras säumen den Weg, über den Tümpeln fliegen die blauen Grossen Königslibellen. Eine schöne lange Trockenmauer eignet sich gut als Picknickplatz, mit Aussicht auf den Hasliberg und Lungerer See schmeckt es besonders gut.

Im Abstieg folgen wir, von den schön gehörnten Kühen neugierig betrachtet, dem Wandelbach, der mal verzweigt über eine Weide plätschert, dann wieder sich in Wasserfällen über die Felsstufen stürzt. Der Weg verläuft hier oben noch auf weiten Strecken auf dem alten gepflästerten Saumweg, an einer Felswand hat sich eine üppige Hochstaudenflur angesiedelt: Grauer Alpendost, Alpen-Milchlattich, Gelber Eisenhut und alle, die sonst noch zu diesem wüchsigen Lebensraum gehören.

Eine Felswand rechts aufragend, eine links senkrecht abfallend, dazwischen breitet sich eine lange, breite, schräg abwärts verlaufende Wiesenschulter aus. Ein längeres Asphaltstück kürzen wir über die 'Biodiverstätsförderflächen' ab - Mädesüss bis zum Bauch … dann sind wir in Falcheren mit seinen hübschen Holzhäuschen angekommen. Der Weg ins Tal ist zunächst von Trockenmauern gesäumt, dann können wir in der Nähe des Bahntrassees nach oben schauend den Reichenbachfall sehen - samt den Bauten und Röhren, in denen das Wasser verschwindet - Wandel der Perspektive: Möglichst viel Wasser nur noch für die Energiegewinnung - unten im gewaltig ausgehobelten Flussbett mit seinen Gletschermühlen fliesst nur ein kleines Rinnsal.

Der Bus bringt uns nach Meiringen, der Zug ist leider so voll, dass wir uns in Splittergrüppchen verteilen müssen, und so haben wahrscheinlich nicht alle von uns die von zuoberst bis in den Talboden herabstürzenden Kaskaden des Wandelbaches bewundern können.

Nachlese im Zug: Einige Pflänzchen werden noch betrachtet, aber dann kein Gespräch über Biodiversitätsverlust contra alternative Energien, welches in dieser Gruppenzusammensetzung sicher sehr kreativ uns spannend verlaufen wäre, sondern es setzen sich wechselnde Gesprächspartner zu uns dazu: 2 junge Burschen fragen uns aus und erzählen begeistert von ihrer Wanderung, ab Bern berichtet uns ein bekannter Biologe über seine Exkursionen in den Jura-Buchenwäldern, sogar noch im Tram nach Reinach begegnen wir einem jungen Mann, der sein Timeout nutzt um mit Grossvaters Wanderstock, Matte und Schlafsack die Schweiz zu durchwandern. Aber diese Begegnungen sind ja vielleicht auch wie eine positive Antwort auf unsere Fragen.