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2021-07-03 Geologische Tour Segnespass-Plaun Segnas Sura

3.-4. Juli 2021 (Manuela Cimeli und Rolf Keiser)

Aufgrund des diesjährigen unstabilen Sommerwetters und des angekündigten Regens ab dem Nachmittag, haben wir die ursprüngliche Tourenplanung angepasst und sind mit dem ÖV bis Flims gereist und dann mit der Bergbahn bis zur Station Grauberg gefahren. So konnten wir Zeit sparen. Vom Crap Grisch erschliesst sich dem Wanderer ein schöner Blick auf die Flechtflussstrukturen der Plaun Segnas Sut, auf die Malm-Kalksteinschichten an der gegenüberliegenden Flanke des Crap la Tgina, der Cassons-Sura sowie zur markanten Linie der Glarner Hauptüberschiebung, welche an den Tschingelhörnern, am Atlas sowie am Trinserhorn sichtbar ist. Unter der kundigen Leitung unseres Geologen, Rolf, tauchten wir ein in die Tiefen der Erdgeschichte, schärften unser Auge für Malm-, Tertiär- und Jura-Schichten. So erfuhren wir, dass sich das wesentlich ältere, grünlich- bis rot-gefärbte Verrucano-Gestein (300 Millionen Jahre alt) der Überschiebungsschicht nur auf die jüngere schiefrige Flyschschicht (50 Millionen Jahre alt) hat schieben können, weil eine schmale, ca. 1 Meter dicke, Schicht aus Lochsitenkalk dies ermöglichte. Unter dem Druck und der Bewegung der sich darüberschiebenden Verrucano-Gesteinsmassen hat sich die Schicht aus Lochsitenkalk 'verflüssigt' und ermöglichte so die flächige Verschiebung über eine Distanz von etwa 30 km.

Die Tektonikarena Sardona wurde 2008 in die Liste der 197 UNESCO-Weltnaturerbe aufgenommen. Ihre Bedeutung für die Geologie erschliesst sich primär daraus, dass durch das Verständnis der Entstehung der Glarner Hauptüberschiebung die Erkenntnis gewonnen wurde, dass Gebirgsbildung nicht nur durch Hebung und Faltung entsteht, sondern auch durch Verschiebung beziehungsweise Überschiebung von Gesteinsschichten. Teilweise kann durch Überschiebungen die zeitliche Abfolge der aufeinanderliegenden Gesteinsschichten durcheinandergeraten.

Wir stiegen ab in die untere Segnas-Ebene, durchquerten diese und stiegen zunächst gegen den Segnespass auf, drehten dann aber vor den Schneefeldern ab und traversierten gegen die obere Segnas-Ebene hin. Auch auf der zurzeit noch recht schneebedeckten Plaun Segnas Sura sind Flechtfluss-Formationen sichtbar, also Wasserläufe mit vielen Verzweigungen, die Schutt und Geröll mit sich bringen und ablagern. Heutzutage gibt es nur noch wenige solcher ungestörter Flussläufe, die dieses typische Flechtmuster bilden (Lämmerebode, Gasteretal). Die Flechtmuster können nur entstehen, wenn die Ebene, in der die Flüsse liegen, eine gewisse Neigung aufweisen; in flachen Ebenen mäandrieren die Flüsse (Greina).

Als wir beim Tschenghel dil Gori ankamen, begann der vorhergesagte Regen, so dass wir zur Segneshütte abstiegen und bis zum Abendessen dann noch Gesteinskunde machten.

Am nächsten Tag besuchten wir den kleinen Besucherpavillon, der sich unmittelbar neben der Segneshütte befindet, und der interessante Informationen sowohl zur Tektonikarena als auch zum gewaltigen Flimser-Bergsturz liefert, der sich vor rund 9'000 Jahren ereignete. Die Rheinschlucht entstand danach, als der Rhein sich sein neues Bett durch den Schutt des Bergsturzmaterials frass. Auf dem Abstieg nach Flims, via den sogenannten Wasserweg, widmeten wir uns nochmals der längs des Weges sichtbaren Geologie (Gletschermühlen im Flem), den biologischen Auffälligkeiten (Leg-Föhre, Erle, Rottanne, Wachholder) sowie der bunten botanischen Vielfalt (Orchideenfelder, Pippau (Korbblütler), Teufelskralle, Türkenbund etc.). Das Wetter hielt sich glücklicherweise bis wir in Flims ankamen und uns auf den Heimweg machten.