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2018-08-18 Blinnenhorn 3374m

Ein bisschen länger wie geplant weil das Gebiet zwischen Nufenpass Griessee gesperrt war wegen Steinschlag. Wir sind deswegen via Corno Griess Hütte gelaufen.

Wunderschöne Tour mit Italienisch Abendessen und langem Griesgletscher Abstieg. Und wunderschöner Gruppe und ausgezeichnete Tourenleitung von Lorenz. Danke!

Hochtour Blinnenhorn 3374m, 18./19. August 2018

Flexibel muss ein Tourenleiter sein! Beiläufig fragt mich Lucie im Zug nach Airolo, ob ich die Wegsperrungen in der Ostflanke des Nufenenstock kenne und gibt mir einen Ausdruck mit den Details zur Sperrung. 'Super' denke ich, 'meine Teilnehmer sind besser vorbereitet als der Tourenleiter!'. Lucie ist für mich die Heldin des Tages und ich plane rasch unsere Aufstiegsroute um. Statt gemütlich in der Nähe der Nufenenpasshöhe zu starten, beginnen wir die Tour weiter unten in Cruina und steigen durch das Val Corno auf. 1h länger - wir schaffen das!

Nach 45 Minuten steilem Aufstieg sind wir bereits auf der Corno Gries Hütte, die wie ein überdimensionierter Flughafentower aussieht. Wir geniessen die Gastfreundschaft des freundlichen Hüttenwarts beim Mittagessen. Der Espresso und der Marronikuchen sind übrigens ein Traum!

Auf dem Weg zum Griespass empfangen uns drei riesige, rotierende Windräder, die den türkisgrünen Griessee überblicken. Auch das Ende des Griesgletschers wird sichtbar. Die Steilstufe am Ende des Gletschers sieht wirklich steil aus. Da wollen wir morgen vorbei - wird das eine Herausforderung? Doch zuerst fordern uns die neuen Bergschuhe von Christian heraus: Auf dem Weg in der Ostflanke des Bättelmatthorns müssen wir anhalten, um die grossen offenen Blasen an seinen Fersen zu versorgen. Ich mache mir ernsthaft Sorgen, ob Christian die Tour mit diesem Handycap überhaupt laufen kann. Wir versorgen seine Blasen mir Compeed - und um es vorweg zu nehmen - Christian hat zwar stark gelitten, aber er hat die Tour voll mitgemacht. Ich bin heute noch davon beeindruckt.

Im Abstieg zum Rifugio Citta di Busto gilt es eine abschüssige Flanke abzusteigen. Zum Glück ist sie mit Ketten gut abgesichert. Ein paar Wolken schieben sich vor die Sonne und machen die Temperatur für den schweisstreibenden Aufstieg via Lago di Sabbione und hoch zum Rifugio Claudio e Bruno angenehmer.

Italienische Hütten sind schon etwas anders als unsere SAC Hütten: Für das ausgezeichnete Abendessen können wir das Menu von einer Karte zusammenstellen und statt eines spartanischen Waschraums, gibt es ein vollausgestattetes Badezimmer mit grossem Lavabo, Bidet und Warmwasser!

Tagwache am Sonntag ist um 4:30. Es ist noch dunkel, doch das Wetter hat wieder aufgeklart und wir machen uns nach dem Frühstück, eine Stunde später, auf den Weg zum Blinnenhorn. Der Weg über die Schuttflanke hoch zum Anfang des Griesgletschers ist extrem steil und ich denke mit Schaudern an Christians Blasen.

Oben auf dem breiten Grat empfängt uns die wärmende Sonne und der restliche Aufstieg zum Blinnenhorn ist rasch erledigt. Um 8 Uhr sind wir bereits auf dem Gipfel. Die 360â?° Aussicht ist gewaltig und reicht von den Berner Alpen über die Walliser Gipfel bis zum Cristallina und Basodino.

Nach einem ausgiebigen Gipfelznüni steigen wir ab zum Griesgletscher und seilen uns an. Wir bilden zwei Viererteams. Der Gletscher ist zwar weitgehend aper, aber es hat doch noch ein paar zugeschneite Spalten, die vorsichtig umgangen oder übersprungen werden müssen. Ruben bewährt sich als perfekter Wegfinder durch das Gletscherspalten-Labyrinth. Langsam ziehen wieder Wolken auf, die uns den weiteren Abstieg auf dem Griesgletscher eher kühl erleben lassen. Locker laufen wir neben der Steilstufe am Ende des Gletschers vorbei - auf einem Teil des Gletschers, den wir vom Griespass aus nicht einsehen konnten.

Nach dem Überspringen des rasch breiter werdenden Gletscherbachs seilen wir uns los und steigen die Moräne hoch bis wir wieder auf dem Pfad zum Griespass sind. Zeitlich hat sich der Abstieg über den Gletscher etwas in die Länge gezogen, weshalb wir einen Gang zulegen um das Postauto bei Cruina rechtzeitig zu erreichen. Das Timing gelingt perfekt und der Himmel beschliesst - jetzt da alle unten sind - seinen Regen loszulassen. Besser hätten wir es nicht treffen können! Ich bedanke mich bei allen Teilnehmern für eine grossartige Tour!

Lorenz Ruf