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Magglingen - Biel

In Biel noch Nebel, in Magglingen Sonne, gedämpft durch hohe Wolkenschichten. Die Standseilbahn von Biel nach Magglingen brachte uns bequem über die Nebeldecke.

Zur Bahn ist zu sagen, dass sie 1887 als Wasserballastbahn gebaut und so bis 1923 betrieben wurde. Eine Wasserballstbahn funktioniert folgendermassen:
Man füllt den Ballastwassertank der oberen Kabine A mit Wasser. Die Kabine B unten, mit geleertem Tank, wird durch die schwerere Kabine nach oben gezogen, via Seil und Umlenkrolle. Wenn A unten ist, wird sie geleert und B mit Wasser gefüllt. Und so weiter. 1923 wurden die beiden Wagen durch von Roll erneuert und der Wasserballast pro Wagen von 3.5 auf 4.5 Tonnen erhöht. 1954 wurde die Bahn auf elektrischen Betrieb umgestellt. Pro Jahr nutzen die Bahn mehrere Hunderttausend Leute.

Wir betrachten das wunderbare Panorama, von Säntis bis Mont Blanc. Und begeben uns zu Kaffee und Gipfeli zum nahen Grand Hotel, mit seiner grosszügigen Terrasse.

Schliesslich beginnen wir unsere Wanderung, die fünfte Etappe der Via Berna, mit Ziel Biel. Wir tauchen in den Nebel ein, nicht sehr dick, aber doch der Landschaft einen ganz anderen Charakter gebend. An Evilard vorbei und leicht absteigend durch den Wald überqueren wir die Autobahn im Tunnel unter uns. Nach zwei Stunden treffen wir beim Restaurant des Gorges ein und werden willkommen geheissen. Und verwöhnt, mit einer kleinen, aber feinen Menükarte.

Das Restaurant hat seine eigene Geschichte, hatte mal einen Bärengraben, dann Reitpferde. Heute stehen im ehemaligen Bärengraben vier einfache Doppelzimmer zur Verfügung.

Der Abstieg durch die Taubenlochschlucht nach Biel ist der Höhepunkt dieser Wanderung. Wir alle sind begeistert von den gebotenen Naturschönheiten und dem Spektakel, den die Schüss, La Suze, auf ihrem Weg durch die Schlucht veranstaltet.

In der Schlucht fallen Gesteinsschichten auf, die an gefalteten Stoff erinnern. Tatsächlich umfasst das Taubenloch über 200 m dicke Kalkablagerungen, die vor 150 Mio. Jahren im Jurameer sedimentierten. Viel später wurden sie unter grossem Druck aufgerichtet, gefaltet und dann von der Schüss durchschnitten.

Warum heisst die Taubenlochschlucht so?
Wie fast immer, gibt es auch zu dieser Frage verschiedenen Erklärungen. Einige sagen, das ist ja klar, Tauben nisten in den Felsenlöchern seit Jahrhunderten, deshalb Taubenlochschlucht.
Der Sprachforscher Albert S. Gatschet teilt diese Ansicht nicht. Die Ausdrücke Daube, Dube oder Tube in der Mundart führen auf den lateinischen Ausdruck Doba zurück, der Graben oder Senke bedeutet. Die Schlucht hiess auch nicht immer Taubenlochschlucht, sondern früher Daubenlochschlucht.

Die poetische und romantische Version ist die Sage vom Taubenloch:

Walter, der junge Müller von Bözingen, liebte ein Mädchen aus dem Dorf Flüglistal (Vauffelin) hinter dem Bözingenberg. Das Mädchen war von blendender Schönheit. Die Leute nannten es die kleine Turteltaube - La petite Colombe. Auf der Burg von Rondchâtel sass damals der grausame Ritter Ingelram. Am Tage der Hochzeit überfiel er den Brautzug oberhalb der Schlucht. Er tötete den Bräutigam, um dann das Mädchen zu entführen. Dieses aber stürzte sich in die Schlucht, um nicht in die Hände des Ritters zu geraten. Mehr schwebend als fallend, wie eine weisse Taube, entschwand sie den Blicken. Wenige Monate später wurde die Burg zu Rondchâtel erstürmt und zerstört. Der Ritter Ingelram wurde erschlagen. Liebespaare, die sich im Frühling in diese Gefilde begeben, sollen zuweilen das sanfte Wehklagen des schönen Mädchens vernehmen.

Wir hörten nichts. Vielleicht wegen fehlender Liebe, oder, wahrscheinlicher, weil die Schüss viel Wasser führte und deshalb alles Leise im Tosen der Wassermassen unterging.

Ich danke allen fürs Mitkommen und sich mitfreuen. EB.

Fotos: BH und EB



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