Tag 1, Montag, 15. September 2025, Griesalp – Rotstockhütte:
Die Fahrt im kleinen Postauto von Reichenbach auf die Griesalp ist für uns bereits eine Art Bergerfahrung. Steil und kurvenreich windet sich das Strässchen in die Höhe. In unserem Fall begleitet von den trockenen und launigen Kommentaren des Oberländer Chauffeurs. Kurz nach dem ehemaligen Tschingelsee gibt es eine ungeplante Pause: Alpabzug! Nach einiger Zeit hören wir das Gebimmel, kurz darauf erscheinen die ersten geschmückten Kühe mit Begleitung in der Tracht. Ich glaube vom Minenspiel der Kühe abzulesen, dass sich ihnen nicht ganz erschlossen hat, weshalb sie jetzt auf einmal eine Sonnenblume, Rosen und Grünzeug zwischen den Hörnern tragen sollen. Immerhin waren die noch besser dran als die hornlosen Tiere, die ständig befürchten mussten, den schönen Schmuck zu verlieren, weil er nicht gut befestigt werden konnte.
Nach einem Kaffee auf der Griesalp (1409m) ziehen wir los, zu neunt und bei schönem Wetter, am Golderli Hotel vorbei, zum Bürgli (1617m). Beim Obere Dürreberg haben wir bereits 1996m erreicht. Noch gut 600 Höhenmeter bis zur Sefinenfurgga (2611m). Niggi ist unser Taktgeber, wie ein Metronom regelmässig steigen wir an, gemächlich, aber stetig, Schritt für Schritt, zuletzt die Holztritte, und immer mit wunderbaren Ausblicken. So erreichen wir die Sefinenfurgga. Nach kurzer Rast verlassen wir den zügigen und schmalen Übergang und steigen ab, Richtung Lauterbrunnental. Bald sehen wir den Hundssee, unser potentielles Badeseelein. Allerdings war die Lufttemperatur nicht wirklich zum Bade animierend und der tiefe Wasserstand des Seeleins auch nicht. So liessen wir das Gewässer rechts liegen und malten uns aus, wie sich wohl die Kuchenlage in der Rotstockhütte präsentieren würde.
Also weiterlaufen, um das Horen, und bereits sehen wir die Hütte, noch etwa 300m tiefer.
Die Rotstockhütte gehört dem Skiclub Stechelberg, sie ist keine SAC Hütte, hat aber den Charme einer alten SAC Hütte. 41 schmale Schlafplätze sind im Dachstock untergebracht. Alles etwas klein und eng, aber gemütlich.
Und die Kuchenlage ist gut, ohne weiteres können wir unsere Hungergefühle bis zum Nachtessen mit Genuss besänftigen.
Tag 2, Dienstag, 16. September 2025, Rotstockhütte – Berghotel Obersteinberg:
In der Nacht hören wir Wind und Regen rütteln und prasseln und hoffen, dass sich die Wetterlage bis am Morgen beruhigt hat.
Tatsächlich können wir ohne Regen loswandern, Nebel liegt noch, aber nicht zu dicht und bald lässt sich erahnen, dass uns ein freundlicher Tag bevorsteht.
Wir steigen ab, bis ins Tal, überqueren die Sefinen-Lütschine, um dann, ja, natürlich, wieder hochzusteigen. Auf der südlichen Sefinentalseite schlängeln wir uns um diverse Busen in die Höhe, durch den Busenwald zur Unteren Busenalp, dann Busenbrand und zum Busengrat, bereits wieder auf 1978m. Das Tanzbödeli lassen wir rechts liegen, wir sind mit der Aussicht, die wir haben, zufrieden.
Wie gestern sehen wir unsere Unterkunft zuerst von oben. Noch um die 200m runter, und wir sind am Ziel, dem Berghotel Obersteinberg. Kurt, unsere gute Seele für den Abend und den kommenden Morgen, begrüsst uns mit den notwendigen Informationen, zeigt uns unsere Unterkunft im Nebengebäude, diesmal mit ungewohnt breiten Matratzen und serviert uns bald darauf Köstlichkeiten.
Die Aussicht ist grossartig, mystifiziert und angereichert ab und zu durch schwebende Nebelbänke. Ich bin fasziniert von den Schmadribachfällen. Das Wasser lässt sich in Kaskaden in die Tiefe fallen, unregelmässig stürzt es sich in die Tiefe, mich erinnert das an ein Feuerwerk, von oben nach unten, mit zerstiebenden Fontänen am Rand, die sich immer wieder neu bilden.
Um 19h das Candle-Light Dinner, in feierlicher Stimmung, Amerikaner und Engländer sind auch begeistert vom einfachen Lifestyle, der hier geboten wird. (Der Dieselgenerator wird nur zum Melken nebenan und für die Abwaschmaschine gebraucht, nicht für Licht oder Handyladen, so will es das Marketingkonzept und die Tradition). Ein sehr schöner Abend mit gutem Essen bei guter Stimmung.
Tag 3, 17. September 2025, Berghotel Obersteinberg – Stechelberg:
Der nächste schöne Tag. Wir laufen weiter ins hintere Lauterbrunnental und steigen auf bis zum Oberhoresee, 2065m. Niemand hat wirklich Lust zum Baden, die Sonne verbirgt sich noch hinter den Bergen. Sonst wäre die Verlockung da gewesen.
Das Breithorn schliesst das Tal ab, etwas westlich davon führt eine Route zur alten Mutthornhütte, von dort könnte man via Petersgrat ins Lötschental absteigen.
Wir aber traversieren zur östlichen Talseite, steigen nochmals bis auf 2160m, überqueren den Schmadribach, dort, wo das Wasser höchsten ahnt, was mit ihm bald geschehen wird, über den Fällen. Wir sehen die Schmadrihütte. Weil sie unbewartet und unbewirtet ist, besuchen wir sie nicht und steigen ab, durch Steinbänder und Bachläufe, Vorsicht ist angebracht. Nach dem Inner Schwandbach beruhigt sich unser Weg, bei Schwand ist es nochmals nass und rutschig, vor dem ehemaligen Bergwerk führen uns die Treppen runter zum Rote Bach und schliesslich zur Weissen Lütschine. Vorbei an Trachsellauenen ist es nicht mehr weit bis Stechelberg.
Mein Dank an alle, die mitliefen und dazu beigetragen haben, dass wir drei angenehme Tage zusammen in der Bergwelt verbringen konnten. EB.
