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2023-07-14 La Ruinette 3875 M ü.M.

Kurz vor 6 Uhr nehmen wir zu viert, d.h. der Tourenleiter Maurizio, Shanti, Sandro und Invar, den Zug ins Wallis. Harald steigt in Liestal ein, Remo in Visp, tags zuvor hat er die Dufourspitze bestiegen. Kurz vor 11 Uhr laufen wir von Mauvois los, geniessen die Abkühlung im Schacht des Stausees und bald gewinnen wir an Höhe in Richtung Col de Tsofeiret. Invar's Sperberaugen entdecken immer wieder zahlreiche Edelweiss, aber auch die nach Vanille duftenden Männertreu. Es ist etwas windig und daher nicht zu heiss. Wir sind früh auf der Cabane de Chanrion, wo uns das sympathische Hüttenpaar mit ihren zwei Kleinkindern herzlich empfängt. Die umliegenden Berge laden zum Geniessen ein und wir ruhen uns in den geräumigen Viererzimmern noch etwas aus. 

Am nächsten Tag, gut gestärkt nach einem herzhaften Zmorge mit Müsli, Brot, Käse und Wurst, starten wir zeitig um 4.30 mit Stirnlampen. La Ruinette ist 3'875 Meter hoch, die Hütte liegt auf 2'462 Metern. Fast 1'500 Höhenmeter sind also im Auf- und Abstieg zu bewältigen, dem Zeitmanagement in der Gruppe wird daher die nötige Beachtung geschenkt. Die Teilnehmenden sind  motiviert, fit und diszipliniert. Zum Aufwärmen zunächst über zwei Stunden Wandern und 700 Höhenmeter. Beim Col de Lire Rose ziehen wir den Klettergurt an und kraxeln danach unangeseilt über den Grat. Beim roten Turm nehmen wir die etwas leichtere Route über das Couloir linkerhand, hier seilen wir uns kurz an, um die 2-er Stelle zu bewältigen und wir üben uns bereits im Seilhandling. Nach der Abseilstelle packen wir das Seil wieder ein, kraxeln den Grat weiter, der danach leichter wird. Über das Blockgelände sind wir rasch beim Gletscher, es ist 8.30, wir sind gut im Zeitplan. Kurze Pause, Steigeisen an und zwei Dreierseilschaften bilden, um auf den gut eingeschneiten Gletscher bis auf den Grat zu gelangen. Dort entledigen wir uns der Gletscherausrüstung, bilden Zweierseilchaften und los geht's mit dem vergnüglichen Kraxeln im typischen 2-er Gelände, wo wir grösstenteils an Zacken und zwischendurch mit Bandschlingen am halblangen Seil sichern. Drei Sologänger treffen wir auf dem Grat an, ansonsten gehört der Grat nur uns und dem Wind. Zum Glück bleibt er moderat und dreht nicht ganz auf. Alle sind zu meiner Freude flott unterwegs. Die Seilschaften Remo-Shanti, Sandro-Invar und Maurizio-Harald harmonieren gut. Da die Wettervorhersage Bewölkung am frühen Nachmittag angesagt hat, machen wir auf dem Gipfel nicht allzu lange Rast, das obligate Gipfelfoto darf nicht fehlen und wir machen uns auf den Abstieg. Wir bleiben grösstenteils auf dem Grat, ab und zu weichen wir etwas links in die Flanke ab, wo Steinmännchen uns den Weg zeigen. 

Bei der Abseilstelle wäre das Abklettern zwar möglich, wir packen aber ohne zu zögern ein Seil raus und seilen alle ab, um Zeit zu gewinnen. Danach packe ich es wieder ein und nun ist es nur noch ein langer Marsch zurück zur Hütte, wo wir nach 12 Stunden  etwas müde aber zufrieden ankommen. Als Belohnung gibt es zum Znacht für uns Deutschschweizer eine Riesenportion Älplermakronen, damit wir nicht wieder Spaghetti wie am Vorabend essen müssen. Nach der Stärkung beraten wir uns und wir entscheiden uns aufgrund der guten Verhältnisse und des stabilen Wetters, nächstentags zur Cabane de Vignettes zu wandern. 

Da Sandro noch das Matterhorn am Mittwoch besteigen möchte, steigt er zusammen mit Shanti direkt nach Mauvoisin ab. Zu viert starten wir kurz vor 6 Uhr, zunächst abwärts, bei der kleinen Stauwehr geht es dann Richtung nordöstlich zum Otemma-Gletscher. Die Morgenstimmung stellt uns trotz etwas müder Beine auf, wir geniessen in gemächlichem aber regelmässigem Tempo den Marsch über den aperen Gletscher und die Wildnis.  Kilometerlang laufen wir über das (leider nicht mehr ganz) ewige Eis bis zum Col de Charmotane. Invar berichtet, dass er mit dem Tourenleiter Urs Renggli bereits 2005 in dieser Gegend war und der Gletscher sich merklich zurückgezogen hat. Harald hingegen erkennt sofort den Übergang zur Vignettes von Wintertouren her und wir ziehen nach links, seilen uns vor dem schneebedeckten Teil des Gletschers an und über Firn rechtshaltend umgehen wir den mächtigen Bergschrund, steigen etwas auf, bis wir eine Geröllhalde erreichen. Ein paar Steinmännchen weisen uns den Weg zum Sattel. Die Cabane des Vignettes ist nun in Sicht. Dort beraten wir uns kurz und nach einer knappen Pause laufen wir den Gletscher runter, zunächst bei gutem Trittfirn, danach über aufgeweichten, wässrigen Schnee. Bald aber sind wir schon im aperen Teil des Gletschers, umgehen ein paar harmlose Spalten und können uns bald bei Prachtswetter unserer ganzen Bergsteigerausrüstung entledigen. Kurz nach 14 Uhr sind wir glücklich in Arolla, geniessen unter Sonnenschirmen ein grosses Panache, bis der Bus um 15 Uhr abfährt. Wir schaffen es, in den vollen Zügen jeweils Platz zu finden und sind um 19.28 pünktlich in Basel.  

Danke an alle Teilnehmenden für deren Engagement, Hilfsbereitschaft und Kollegialität. Es war ein grossartiges Tourenwochenende in einer wunderbaren Gegend, die mir in guter Erinnerung bleiben wird.