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2023-04-16 Bishorn mit Skis

Sonntag Morgen, leichter Regen in Basel, mit Zug kurz vor 7 Uhr los, durch den Lötschbergtunnel ins sonnige Wallis. Von Sierre per Postauto durch das Dorf Zinal gegen Süden bis zur letzten Station genannt Zinal Plan de Lé, bei der Brücke 1675 müM. Beim Abmarsch um 11:40 Uhr waren wir bereits orientiert, dass bald mit den Fellen aufgestiegen werden kann, dass in der Arpitettazhütte die Hüttenwartsequipe wechseln wird, also im unteren Teil eine Spur auch in Richtung Tracuithütte vorhanden sein wird, demnach kaum Schneebrettgefahr. So bindeten wir die Skis nicht auf den Rucksack sondern trugen nur etwa 1 km die Skis auf den Schultern, fellten dann an und folgten der Winterhüttenroute bis kurz nach der Brücke 1908 müM. Dort verliessen wir die Route, da der Wanderweg im Wald schneefrei zu sein schien und fellten sozusagen in einem Halbkreis durch den lichten Wald und dann dezent ansteigend, eigene Spur, zur Alp Chiesso, 2082 müM. Es war leicht bewölkt, wir machten eine Lunchpause. Danach wurde es anhaltend anstrengend, die Hänge fast durchgehend gut eingeschneit. Erst um 16 Uhr überschritten wir den Roc de la Vache und skiten, ohne die Felle abzuziehen 50 Hm die Hänge querend, durch tieferen Schnee, hinunter in die Hochebene. Kurze Pause, dann bald weiter Richtung Nordosten die dezenten Hänge hinauf, gut eingeschneit aber nicht übermässig tiefer Schnee, kaum Schneebrettgefahr. Mittlerweile kam Nebel auf. Die einen litten bereits an der Höhe und «kämpften» sich langsamer weiter bergauf. Ab 17:30 Uhr stiegen die vorderen fünf selbstständig zur Hütte, wir vier hinten tappten im Nebel der Spur folgend als wie steiler bergauf, bis es zu steil wurde, stampften die Skis tragend weiter, trafen auf den Felsriegel, turnten mit Kettenhilfe hinauf, ich schubste die Skis hoch in Felspalte, rückte mit dem recht schweren Rucksack, der an den Schultern schmerzte, nach, half dem Hintersten rascher nachzusteigen, indem ich meine Ausrüstung oben absetzte und seine Skis holte und über den Felsriegel hinauftrug. Dann tappten wir durch den tiefen Schnee die letzten 50 m horizontal zum lang ersehnten Hütteneingang, traten ein und erfreuten uns über die Wärme in der Eingangszone, sassen wenig später mit den anderen am Nachtessen. Der Hunger war bescheiden, die Müdigkeit sehr gross, es war bereits 19:30 Uhr. Den einen war es so schlecht, dass sie kaum assen und liegen gehen mussten. Wir schliefen nicht besonders gut.

Die Freude am nächsten Morgen beim Blick durch die grosse Fensterfront des Essaals um 6 Uhr war riesig, es war wolkenlos, die schönsten 4000er stand majestätisch, weiss glitzernd im Morgenlicht. Wenig später kam ein recht starker Wind auf, bei -14°C. Zwei von uns Neun mussten in der Hütte bleiben, da sie sich von Migräne und Koliken noch nicht erholen konnten. Um 07:30 Uhr zogen wir los, dick eingekleidet. Ich hatte noch nie so viele Kleider an, 3 Schichten an den Beinen, 5 Schichten am Oberkörper. Die meisten von uns klagten über leichtes Kopfweh, wahrscheinlich wegen der Nacht auf grosser Höhe, 3256 müM und dem fast geschlossenen Schlafzimmer Fenster. Letzteres im Vertrauen auf die automatische Lüftung. Wir hatten das grosse Glück, dass ein junger Walliser Bergführer mit 3 Gästen eine sehr gute Aufstiegsspur, 10 - 20 cm tief, durch die gut eingeschneite Ebene und folgenden Hänge, max 30° legte. Die meisten von uns, wie auch ich, mussten uns sehr anstrengen. Im steileren Gelände trafen wir auf kaum sichtbare, perfide Gletscherspalten. Wir waren ab Hütte angeseilt. Der Wind pfiff, die Kälte blies uns das Kopfweh aus, nur die Hände spürten die Kälte etwas unangenehm, die vielen Kleider Schichten gaben uns mehr als genug Wärme. Es zogen Nebelschwaden auf, 10 Uhr, ich dachte an Umkehren, bevor wir ganz eingehüllt werden, beschloss dann für mich, noch eine weitere Schlaufe aufzusteigen und dann nochmals zu überlegen. Das war unser Glück, es riss komplett auf, der Wind legte sich, wir stiegen weiter zum Gipfelaufbau, legten im Sattel die Rucksäcke nieder, stiegen die letzten 20 Minuten locker weiter zum steileren Schlusskamm, den wir vom Ski Depot in grossen Spuren einfach, ohne Seil, ohne Steigeisen bis zum grossflächigen Gipfel ersteigen konnten. Unsere Freude war immens, eine bombastische Aussicht, windstill, sonnig und fast schon warm, 11:45 Uhr, etwas mehr als 4 h Aufstieg, 3 kleine Pausen, das stolze Weisshorn mit dem messerscharfen Nord Grat greifbar nahe. Bald stiegen wir wieder ab, um bei unseren Rucksäcken zu lunchen, dies nicht ausführlich, da wir das 18 Uhr Postauto erreichen wollten und die beiden in der Hütte Zurückgebliebenen nicht allzu lange warten lassen wollten.

12:30 Uhr skiten wir los, durch windgepressten Pulverschnee, den Abfahrtsspuren der anderen vier mehr oder weniger folgend, unangeseilt, rasch, aber anfänglich möglichst ohne übermutig schöne Schwünge fahren zu versuchen, wegen allfälligen perfid verstecken Gletscherspalten. Nach den steileren Hängen folgte eine Abfahrt durch perfekten Pulverschnee, ein Hochgenuss für Alle, bis hinunter in die Ebene. Wir fellten an und querten ansteigend zur Tracuit Hütte, wo wir nach 1 ½ h fröhlich eintrudelten. Wir gönnten uns kaum eine Rast, packten Zurückgelassenes ein, schnallten die Skis auf die Rucksäcke und kletterten an den Stahlketten den Felsriegel hinunter, die vorderen ca. ½ h vor den hintersten. Dann folgte eine Abfahrt durch anfänglich tiefen Sulzschnee, je weiter unten, desto schöner konnten wir die Schwünge geniessen. Die Seitenhänge waren nicht schneebeladen, Felsbrocken sichtbar, kaum eine Schneebrettgefahr.  Auf 2560 müM fellten wir für den kleinen Gegenanstieg zur Lücke des Roc de la Vache an. Mittlerweile zogen Wolken auf, der Schnee blieb sulzig und wurde nicht pfloschtig. Es war eine genüssliche, rassige Abfahrt, bis vor die Alp Chiesso, 2082 müM. Von dort dem Wanderweg entlang, bald zogen wir die Skis ab, stapften 100 Hm hinunter bis vor die Brücke 1908 müM, zogen die Skis wieder an und gleiteten den Wanderweg links des Baches herunter und über die Schwemmebene, davon etwa 2/3 der Distanz noch genügend eingeschneit, so dass wir mit dem Schlittschuhschritt gut vorwärtskamen. Zum Schluss noch etwa ¼ h zu Fuss bis zur Postautostation, wo wir bald darauf ins 18 Uhr Postauto einsteigen durften. Es war mittlerweile bewölkt und kühl, in Vissoie regnete es, als wir umsteigen mussten, um halb zehn kamen wir wohlauf in Basel an. Es war ein riesiges Erlebnis, Freude und höchste Anstrengung wie auch perfekter Pulverschnee und die Bewunderung der Schönheit einiger meiner Lieblingsberggipfel in der Gruppe so teilen zu können.

Hätte ich diese Tour im Oktober nicht im Sektionsprogramm ausgeschrieben, wäre ich sicher nicht auf die Idee gekommen, Sonntag/Montag nach Ostern eine Skitour zu unternehmen. Der fast gigantische anmutende Planungsaufwand, mit zahlreichen Telefonaten zur Abklärung der lokalen Verhältnisse über alle erdenklichen Kanälen, wie auch tägliche Konsultation der Wettervorhersage während fünf Tagen, die eigentlich erst am Samstagnachmittag vor Start am Sonntag für Montag sonniges Wetter prophezeite und zahlreichen Änderungen in der Teilnehmerliste belohnte mich schlussendlich mit dem Gelingen meiner wahrscheinlich bisher eindrücklichsten Skitour in der Sektion Basel.