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2022-07-15 ErsteR am Seil

Premiere Kurs ErsteR am Seil

Das Grialetschgebiet ist eher ein Skitourengebiet und wird im Sommer mehrheitlich von Tagestouristen und Hüttenwandernden besucht. Nachdem dann auch noch der Piz Radönt unpassierbar wurde, schien das Gebiet wenig interessant für uns Bergsteigerinnern und Bergsteiger, sieht man einmal vom nicht ganz anspruchslosen Piz Vadret ab. Doch ein Blick in diverse Führerliteratur offenbarte zwei kurze, nicht all zu anspruchsvolle Touren, die sich für einen Kurs für Fortgeschrittene eignen könnten.

Nun hat die erste Generation Interessierte bei schönstem Wetter unser Kursprogramm durchlaufen und gezeigt, dass sich das Gebiet bestens eignet, um Übungen am kurzen Seil, mit Keilen und Friends und dem Klettern in Bergschuhen zu machen.

Tag 1 war mit langer Anreise und kurzem Zustieg noch lange nicht vorbei, denn nach einer Mittagspause an der Hütte ging es nicht weit ins Gelände für den ersten Theorieblock. Aufgrund meiner Fehlplanung wurden dann die Übungen mit Seil für manche zu einer Übung in Trittsicherheit, da wir teilweise nur in Flipflops gekleidet die schönen Boulderblöcke dennoch nicht auslassen wollten und obendrauf gleich noch ein Standplatz für den nächsten Theorieteil zur Verfügung stand. Keile und Friends versenkten die Teilnehmenden dann bis zum Abendessen wieder in seichterem Gelände.

Nach dem Abendessen folgte dann die Tourenplaung für den nächsten Tag. Die Seile waren definitiv zu kurz um die auf dem Topo eingetragenen Seillängen wirklich auszuklettern und so wurde der nächste Tag ein Übungsfeld im Standplatzbau. Alle suchten fleissig nach Sicherungspunkten und legten auch neben die Bohrhaken Schlingen, Keile und Friends. Es zeigte sich auch schon am Rothorngrat, dass alpine Kletterei ebenfalls durchsetzt mit Gehgelände ein solides Seilhändling erfordert, um schnell und effizient vorwärts zu kommen Ein kleiner Wehrmutstropfen war die kürze der Tour, dafür konnten wir so noch weiter theoretisieren und zum Schluss ausgiebig im Klettergarten Toprope mit den Bergschuhen bis ans Limit gehen. 

Am dritten Tag kam dann die eigentliche Anwendungstour. Alleine der Name macht schon Lust auf diesen Berg: Chilbiritzenspitz. Wir waren alle gespannt, was uns dieser noch bescheren würde und ob wir überhaupt lohnende Kletterei finden würden. Tatsächlich ist die Tour zwar mit 300Hm keine grosse Sache, aber für erste Übungen als SeilersteR ohne jegliche Bohrhaken und Standplätze genau richtig. Da jede Seilschaft selbst absicherte und von Chrisoph und mir dabei gecoacht wurde, hatten wir natürlich entsprechend länger für die Tour, aber auch keinen Stress, wieder rechtzeitig vom Berg zu kommen. 
Die Kletterei befindet sich immer am Grat und mit etwas Vorsicht kommt man gut an den losen Steinen vorbei und klettert in sehr solidem Fels. Am Schluss wartet der Grat mit schönen senkrechten Zacken auf, die das Sichern schnell und effizient machen und dann in leichtes Gehgelände zum Gipfel führen. 

Bei den hohen Temperaturen war dann das Baden im See das i-Tüfelchen nach dem randvollen Kursprogramm.

Die Teilnehmenden konnten so viel Erfahrung sammeln, Neues lernen und an ihr persönliches Limit gehen, aber auch Grenzen und Übungspozential erkennen. Wir wünschen allen viel Freude am heissen Ende des Seils mit dem richtigen Mass Neues zu wagen und gleichzeitig einen guten Umgang mit den Risiken zu finden.

Wir freuen uns auf die nächste Generation im kommenden Sommer,

Kristin und Christoph