In Courfaivre, südlich am Bahnhof, steht das jetzt etwas verloren wirkende Fabrikgebäude der Condor Werke. Einige erinnern sich vielleicht an die Condor Motorräder, die hier gebaut wurden, auch für die Schweizer Armee.
Die Condor-Werke AG wurde 1893 gegründet. Viele Jahrzehnte lang wurden Motorräder und Fahrräder hergestellt. 1995 wurden die letzten Fahrräder fertiggestellt. Das Unternehmen existierte unter einer neuen Bezeichnung noch 2012 und baute Teile für die Luftfahrt und Komponenten für Werkzeugmaschinen. Im Zuge einer Nachlassstundung 2011/2012 wurde der Zweck der Unternehmung in eine Import-/Export-Gesellschaft geändert; die Firma wurde 2017 und 2021 erneut geändert und heisst heute Condor SA.
Branche: Erbringen von Dienstleistungen für Banken und Kreditinstitute. Das ist die letzte Information, die ich finden konnte und stammt vom 29.10.2021. Ob die Firma heute noch aktiv ist? Ich weiss es nicht.
Offensichtlich ist: Die mehr als hundertjährige Industriegeschichte CONDOR ist zu Ende.
Hier die Geschichte von Condor etwas ausführlicher, weil ich sie spannend finde. Beispielsweise die Tatsache, dass der Gründer ein Ausländer war, ein Franzose. Aber auch, weil die Geschichte zeigt, wie erfinderisch und ideenreich Unternehmungen sein müssen, um zu überleben, Arbeitsplätze zu sichern und sich den geänderten Bedingungen und Anforderungen anzupassen. Trotzdem kann es schief gehen, wie im Fall Condor.
Von Wikipedia:
Die Schweizer Motorradmarke Condor wurde 1893 vom Franzosen Edouard Scheffer in Courfaivre als Werkzeugmaschinenfabrik für Uhrmacherwerkzeuge gegründet. Nahe am Bahnhof neben dem Fluss Sorne wurde ein leerstehendes Gebäude gemietet. Dort entstand 1893 mit seinem Bruder Jules die Fabrik Scheffer Frères (Gebrüder Scheffer). Zu Anfang wurden noch keine Motorräder hergestellt, ab 1904 wurden Fahrräder für die Post und das Militär produziert.
Während der Jahrhundertwende wurde die Firma reorganisiert; sie verwendete seitdem ein neues Firmenlogo, einen Kondor. Zudem wurde die Entwicklung des ersten Motorrades, unter der Leitung von Otto Fricker, mit einer Leistung von 1,5 PS beschlossen. Der Rahmen war ein verstärkter Fahrradrahmen, der Motor wurde zugekauft. Als Nächstes wurden eine 3 PS und eine 5 PS V-2 Maschine gebaut, auch mit zugekauften Motoren. Die ersten Motoren kamen von Zédel (Zürcher & Lüthi und Moser in St-Aubin), die späteren 4-Takt-Einzylinder und 2-Zylinder-V-Motoren kamen von MAG. Zweitaktmotoren wurden von Villiers bezogen. Mit diesen Fahrzeugen wurde der gute Ruf der Firma begründet, der in der langlebigen Haltbarkeit bestand. Nach Motosacoche wurde Condor der zweitgrösste Kraftradhersteller in der Schweiz.
1901 wurde der Name in Manufacture Suisse des Cycles et Motos, später in Condor-Werke-AG geändert.
1908 kam eine leichte 1,25 PS-Version, die ein Verkaufserfolg wurde. Auch dieses Modell hatte noch kein Getriebe und Pedale wie ein Fahrrad, die beim Bergauffahren mitbenutzt werden mussten. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurde das erste Modell mit einem 2-Gang-Getriebe und Tankschaltung gebaut.
Erster und Zweiter Weltkrieg
Während des Ersten Weltkrieges wurden trotz Rohstoffknappheit Fahrräder und Motorräder gebaut. Nach Ende des Krieges ging es wieder zögerlich los, indem billige ausländische Maschinen verkauft wurden. Condor reagierte darauf mit neuer Technik, die Motochassis 250 cm³ mit MAG-Motor und 3-Gang-Getriebe wurde in den 20er-Jahren 3000-mal verkauft.
1925 gab es elf verschiedene Modelle mit verschiedener Motorisierung. Condor produzierte Getriebe, Naben und Rahmen. Der Motor und die Zündungen wurden zugekauft. Die Einzylinder mit 249, 349 und 497 cm³ sowie die 45-Grad-V-Twins mit 449, 749 und 998 cm³ wurden von MAG (Motosacoche Acacias Genève) hergestellt. Die 2-Takt-Motoren für das Kleinmotorrad "Condorette" kamen von Zédel und Villiers, mit 147, 172 und 198 cm³.
Der Zweite Weltkrieg verkomplizierte die Produktion. Für die Armee wurde in kleinen Stückzahlen eine Einzylindermaschine, die A540 und in Zusammenarbeit mit Universal in Oberrieden die V2-A680 gebaut. Die grössere Universal A 1000 entstand in Oberrieden ohne Beteiligung von Condor.
Kurzzeitige Automobilproduktion
1922 stellte das Unternehmen fünf Exemplare eines Kleinwagens mit der Modellbezeichnung 10 CV her. Für den Antrieb sorgte ein Vierzylindermotor von MAG mit seitlichen Ventilen und 1130 cm³ Hubraum. Mit der zweisitzigen Torpedo-Karosserie ähnelte das Fahrzeug den damaligen Citroën 5CV. Die bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit war mit 70 km/h angegeben.
Mehr unter https://de.wikipedia.org/wiki/Condor-Werke
Wir sind immer noch zu Fuss unterwegs, ohne Motorräder. Und begeben uns zur Boulangerie Jobé, um uns zu stärken für den Aufstieg zur Loge de Soulce, 1013m. Bei gutem Wetter erreichen wir die Höhe. Ein kräftiger und frischer Wind erinnert uns daran, dass immer noch Winter, Januar, ist. Etwas übrig gebliebener Schnee an den Nordhängen bezeugt das ebenfalls.
Alle finden einen mehr oder weniger windgeschützten Platz zum Picknicken und alle werden mit einem Stück Linzertorte verwöhnt, den Bernadette gebacken und mitgetragen hat. Wunderbar, vielen Dank!
In westlicher Richtung geht unsere Wanderung weiter, bis auf die Höhe von Bassecourt. Jetzt noch ein paar Kehren und 400m absteigen, und wir sind in Bassecourt.
Bassecourt ist heute eine Ortschaft in der Gemeinde Haute-Sorne, Distrikt Delémont. Bis zur Fusion mit den Gemeinden Courfaivre, Glovelier, Soulce und Undervelier am 1. Januar 2013 war Bassecourt eine eigene Gemeinde.
Am Bahnhof finden wir noch Zeit, um bei Confiseur Jubin die Köstlichkeiten zu bewundern und auserlesene Stücke wie die mit zehn Himbeeren bedeckte Spezialcrèmeschnitte zu probieren. Dazu ein feiner Kaffee und der Wanderer, die Wanderin ist sehr zufrieden.
Vielen Dank, liebe Bernadette, für diese schöne und luftige Tour, mit Linzertorte, von uns allen. EB.
⇐