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2019-07-06 Gletschertraining Gornergletscher

Kursbericht Gletschertraining Gornergletscher 6/7.7.2019

Das Ziel des Gletschertrainings ist es den Teilnehmern die Technik und das richtige Verhalten auf dem Gletscher zu vermitteln, sowie den Rettungsablauf bei einem Spaltensturz praktisch zu üben. Die erste Durchführung des Kurses wird von Lorenz geleitet. Wir reisen dazu nach Zermatt auf den Gornergletscher. Die Stimmung in der Gruppe ist gut und wir nutzen die Zeit im Zug für die Repetition der wichtigsten Knoten. Das Niveau der Kursteilnehmer ist sehr unterschiedlich, doch bald haben alle die Knoten im Griff. Mit der Gornergratbahn fahren wir bis zur Station Rotenboden, von wo wir den Weg zur Monte-Rosa Hütte einschlagen. Das Wetter ist sommerlich warm und das umliegende Bergpanorama ist fantastisch. Auch das Matterhorn zeigt sich ohne Wolkenhut. Auf dem Weg haben wir eine gute Sicht auf den reich strukturierten Gornergletscher, der in den nächsten beiden Tagen unser Übungsgebiet sein wird. Lorenz stellt fest, dass die Firnfelder, die vor zwei Wochen noch da waren, weggeschmolzen sind. Kurzentschlossen ändern wir den Weg und nehmen den brandneuen Panoramaweg zur Hütte. Dieser geht via den oberen Teil des Gornergletschers, wo es noch Firnfelder hat.  Am Gletscherfuss üben wir die Klemmknoten für die Selbstsicherung und den Selbstaufstieg nochmals an einem gespannten Seil. Im Aufstieg auf dem Gornergletscher nehmen wir das Anseilen und die Routenwahl auf dem Gletscher durch. Auf einem etwas durchweichten Firnfeld üben wir die T-Verankerung. Die Gewitterwolken türmen sich bedrohlich auf. Lorenz beendet den heutigen Kursteil und wir steigen nun rasch zur Hütte auf, um einem allfälligen Gewitter zu entgehen. Der Panoramaweg führt auf dem Gletscher oberhalb einer eindrucksvollen Spaltenzone durch. Danach windet er sich als langer und aussichtsreicher Höhenweg auf 2800m über viel Gletscherschliff zur Monte-Rosa Hütte. Es kommt kein Gewitter und wir erreichen trocken die Hütte. Die Frühstückszeiten auf der Monte-Rosa Hütte sind sehr unflexibel. Zur Wahl stehen zwei, sechs und acht Uhr. Wir wollen eigentlich halb fünf Uhr, doch der Hüttenwart lässt sich nicht erweichen. Nach Diskussion in der Gruppe entscheiden wir uns dafür länger zu schlafen und um 6 Uhr zu Frühstücken. Am Abend lernen wir noch zwei nette Australier, Nick und Malcolm kennen. Sie werden sich uns am Morgen für den Weg über den Gornergletscher anschliessen.

Um sieben Uhr marschieren wir los. Gut gelaunt steigen wir auf dem alten Hüttenweg via den Gornersee zum Gletscher ab.  Der Gornergletscher ist einzigartig. Die Oberfläche des aperen Gletschers besteht aus sauberem, glatten Eis, ohne die übliche morsche Eisschicht. Ausser Spalten bietet er einen hübschen Gletschersee, mäandrierende Flusstäler und tiefe Canyons - alles aus Eis. Als Übung steigen wir in ein tiefes V-Tal ab und steigen mit dem Einsatz unserer Frontzacken und dem Eispickel auf der anderen Seite wieder hoch. Kurz vor dem Übungsgelände erwischt uns ein nicht angekündigter, gewittriger Schauer mit starkem Wind. Trotz Gore-Tex und Co werden wir ziemlich nass und als wir ankommen, ist die Stimmung auf dem Tiefpunkt. Doch Petrus ist auf unserer Seite. Es wird rasch wieder strahlend blau und die Sonne trocknet uns mit ihren warmen Strahlen. Wir verabschieden uns von Nick und Malcolm und nach einer guten Pause sind wieder alle motiviert, um den zweiten Teil des Gletschertrainings anzugehen. Lorenz erklärt als erstes wie eine Verankerung im Eis erstellt wird und zeigt das Prinzip des Schweizer Flaschenzugs, den alle einmal nachbauen. Danach gehen wir die einzelnen Schritte bei einer Spaltenrettung durch. Die laminierten Spickzettel die Lorenz abgibt sind dabei sehr hilfreich. Als wichtigste Bergungsarten üben wir den Mannschaftszug und die Lose Rolle besonders. In zwei Übungsstationen exerziert eine Dreiergruppe jeweils die Rettung mit der Losen Rolle, während der Vierte den Selbstaufstieg übt. Danach wird gewechselt. Die kontinuierlich steiler werdende Eiswand unseres Übungsgeländes ist dafür ideal. Die Teilnehmer sind mit Feuereifer dabei. Zweimal verlängern wir die vorgesehene Zeit um eine Stunde um mehr Zeit für das Üben zu haben. Trotz allem müssen wir dann doch aufhören und den Gletscher via die Gletscherzunge verlassen. Wir steigen beim Engnis der Gornera nochmals etwas auf und wandern via eine imposante Hängebrücke nach Furi hinunter. Die Gondelbahn bringt uns nach Zermatt. Hier kehren wir ein und geniessen unsere wohlverdienten Röstis und Käseschnitten - mitten unter japanischen Touristen. Jetzt setzt auch wieder Regen ein, besser könnte das Timing nicht sein.

Für den Bericht: Lorenz Ruf, 6.9.2019