Rassige Skitouren von der Bielerhöhe – 6.2. bis 9.2.2025
Tag 1: Anreise auf die Bielerhöhe – Nachmittagstour zur Scharte der Kleinen Egghörner (2‘840m)
Anreise 6.03 ab Basel. Absolut reibungslose Verbindung bis nach Schruns. Auch hier ist der Busanschluss gesichert. Die Fahrt durchs Montafon zieht sich wie immer in die Länge: gefühlter Halt alle 50m mit unzähligen ein- und aussteigenden Skifahrenden. Um 10.20 Uhr sind wir an der Vermunt-Bahn, wo uns unserer Bergführer Roland Mattle bereits in bester Laune willkommen heisst. Wir fahren mit Bahn und kleinem Bus in abenteuerlicher Fahrt durch die schmalen Tunnels direkt auf die Bielerhöhe (2‘038m). Wir finden uns zu einem Kaffee mit Begrüssungsrunde ein. Wie immer werden wir von Vesna (der gedächtnisstarken Servierfee) und von Mijrko (dem umtriebigen Geschäftsführer) herzlich empfangen und bedient. Um 12.00 Uhr starten wir in Richtung Klostertal mit dem Ziel, die Scharte der Kleinen Egghörner (ca. 2‘840m) zu erreichen.
Zuerst über die Staumauer und durch den Tunnel mit der Lichtinstallation. Heute werden uns Sonne und die Lawinenstufe 2 angezeigt. Trotz dieser Einschätzung ist jedoch in den nächsten Tagen der schlechte Schneedeckenaufbau zu berücksichtigen. In zügigem Tempo biegen wir nach dem Silvretta-Stausee und der Abzweigung in die Weissbadenerhütte ins sonnige Klostertal. Beim Punkt 2‘174m steigen wir nach SW hoch in Richtung Scharte. Im letzten Steilhang sind Abstände angesagt. Später erfahren wir, dass sich Simon (wohnhaft in Hamburg auf 30m) mit leichten Anzeichen von Schwäche auf die Scharte kämpfen musste. Ein Schockoriegel habe ihn jedoch wieder gerettet. Auch andere müssen sich noch an das von Roland angeschlagene Tempo gewöhnen. Er wird sich jedoch in den nächsten Tagen etwas zügeln. Von der Scharte wunderbarer Tiefblick über die Ebene des Schattenspitz Gletschers ins Ochsental. Wie von Roland und Brigitta versprochen (sie haben in der Vorwoche rekognosziert) wird die Abfahrt pulvrig. Der Wind hat den Kessel der Scharte weitgehend verschont. Freude herrscht! Kurz nach 16.00 Uhr sitzen wir bereits bei Bier. Und der glückliche Holger beim Apfelstrudel!
Tag 2: Seelücke (2‘770m) und Schweizerlücke (2‘741m)
Etwas verspätet starten wir um 8.10 Uhr und fahren südlich der Hochalpenstrasse durch unberührte mit Bäumchen und Gräben durchsetzte Landschaften ins Kromertal. Roland wählt die Route gekonnt, sodass wir möglichst wenig an Höhe verlieren und möglichst hoch ins Kromertal einsteigen können. Bei der Zollhütte in der Nähe der Schwarzen Böden machen wir um 10.00 Uhr den ersten Halt. Domenica, in der Vorwoche an Grippe erkrankt, klagt über Halsschmerzen. So passen wir das Tempo an, was auch anderen gelegen zu kommen scheint. Kurz vor Mittag erreichen wir die Seelücke und stehen an der Schweizer Grenze. Hier wird pausiert und abgefellt. Der Übergang von der Scharte zum Seegletscher liegt steil vor uns. Den ersten Steilhang queren wir Richtung NE kurz zu Fuss. Dann ist „Pin-Bindung-Erfahrung“ angezeigt, um im Steilhang sowie im Griess-Schnee in die Bindung zu steigen. Nach etlichem Üben sind alle bereit. Bald gelangen wir in flacheres Gelände und in wunderbar seidigen unverfahrenen Pulver. Jauchzend ziehen wir die ersten Schwünge hinunter in Richtung Schottensee bis auf ca. 2‘510m. Zur Schonung ihrer Lungen wartet Domenica weiter oben. Im Aufstieg werden wir erneut auf sie treffen. Wieder aufgefellt, steigen wird durch unberührte Schneelandschaften die für uns noch verbleibenden 230Hm hoch in die Schweizerlücke (2‘741m). Nach einer Pause fahren wir über den Schweizergletscher und weiter in Richtung NE. Über einen steilen Absatz und einen ca. 30-40Grad Hang gelangen wir wieder in die ursprüngliche Route in Richtung Zollhütte. Der verharstete Schnee fordert uns immer wieder heraus. Die guten Skifahrer sind jedoch im vollen Element! Das Kromertal überrascht uns dann mit einem perfekten Pulver. Mit etwas Gespür sind noch unverfahrene Hänge zu finden. Beglückt von der abwechslungsreichen Tour erreichen wir etwas nach 14.30 Uhr die Haltestelle am Vermuntstausee. Nach einer kurzen Wartezeit bringt uns der Bus wieder auf die Bielerhöhe. Nach Bier und Strudel ab in die Sauna! Die Jassrunde muss bis nach dem Nachtessen warten.
Tag 3: Bieltal – Totenfeldscharte (2‘844m) – Haagspitze (3‘029m)
Veronica entscheidet sich am Morgen schweren Herzens, den Heimweg nach Hause anzutreten. Die schmerzende Lunge muss beurteilt werden. – Heute wird uns der Südföhn zu schaffen machen. So gestaltet sich der ansonsten meditative Aufstieg durchs Bieltal kalt und windig. Am Horizont schnell dahingleitende Wolken, Windfahnen an den Bergkanten und im Gelände zeugen vom starken Südföhn. Die Totenfeldscharte ist aber trotzdem unser Ziel. Roland ist zusätzlich mit allem Material ausgerüstet, um sie zu überwinden und von Süden her zur Haagspitze zu gelangen. Obwohl es auf der Scharte erstaunlich windstill ist, verzichten wir wegen der dort erwarteten Windverhältnisse auf die Haagspitze. Um 11.30 Uhr fahren wir wieder ab in Richtung Bieltal, wo uns auf der Talsohle doch noch ein schöner Pulver erwartet. Ende Bieltal (Pt. 2‘095) entscheiden sich die Männer, den Tag weiter zu nutzen und auf den Rücken des Radkopf aufzusteigen (Pt. 2‘86m). Von da abenteuerliche Abfahrt an den Silvretta-Stausee und in stiebendem Pulver zum Fuss des Skilifts. Um 14.30 Uhr bei Bier und Kaiserschmarrn. Heute reicht es nach der Sauna für eine ausführliche Jassrunde. Wer schläft heute wohl mit einem Katzen- oder einem Eisenbahnvideo ein?
Tag 4: Breitfielerberg (2‘417m)
Die Bedürfnisse für den letzten Tag: Pulver und eine möglichst reibungslose Heimfahrt nach Basel! – So wählen wir den Breitfielerberg, der direkt von der Bergstation der Vermuntbahn angestiegen werden kann. Da in dieser Gegend strikte von 12.00 – 13.00 Uhr eine Mittagspause eingelegt wird, müssen wir vor 12.00 Uhr wieder bei der Bahn sein. Am vierten Tag sind wir jedoch alle zügig unterwegs und an die Höhe gewöhnt. – Zuerst in steilerem Gelände durch eine tief verschneite Waldlandschaft. Bald in schön coupiertem lieblichem Gelände mit schönen Tiefblicken ins Montafon hoch bis zum Ski-Depot kurz unterhalb des Gipfels. In luftigem Aufstieg zu Fuss auf einem Schneegrat bis zum aussichtsreichen Gipfel (10.30 Uhr). In Richtung SE (Piz Buin) sind die Berge verhangen. Es scheint immer noch der Südföhn zu blasen. Wie bereits geahnt, war seit letzter Woche auch am Breitfielerberg der Wind am Werk. So fahren wir die ersten Hänge in verharstetem Schnee ab. Erst kurz vor der Alphütte können wir durch einen seidigen Pulver schwingen. Danach flitzen „die wilden Jungs“ steil hinunter durch den Wald. Der eine oder andere muss sich jedoch auch wieder selbst ausgraben! Um 11.40 Uhr sind wir bereits bei der Bahn und erwischen die letzte Talfahrt vor der Mittagspause. Nach dem Abschied von Roland Mattle nehmen wir den 12.19 Uhr Bus in Richtung Schruns. Da viel weniger Touristenverkehr herrscht als zu andern Tageszeiten, sind wir bereits um 13.05 in Schruns, wo der Anschlusszug nach Bludenz wartet. So entscheiden wir uns gegen die eingeplante Jause in der Schrunser Taube (ein ander Mal) und nehmen die zügige Verbindung ohne Umsteigen von Bludenz nach Zürich. In Basel kommen wir bereits um 16.28 Uhr an, was doch allgemein geschätzt wird.
Vielen DANK der Gruppe und Roland Mattle für das unbeschwerte Zusammensein, das gemeinsame Unterwegs-Sein und die guten Gespräche.
Brigitta Tschudin