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2019-09-26 Auf einsamen Walserpfaden im Piemont

Der Wetterbericht versprach praktisch keinen Regen und in Domodossola schien bereits die Sonne. Im Bus nach Cheppo Morelli im Val Anzasca konnten wir kurz den unteren Wandteil der Monte Rosa Ostwand sehen. Die 4 Tage, die wir zwischen diesem Tal und dem Val Sesia verbrachten,  boten aber ansonsten alles, was wir uns versprochen hatten. Auf unseren Wegen kreuzten wir meist nur einheimische Bauern und Pilzsucher.

Unvergessen bleiben nebst den teils mystischen Wetterstimmungen  auch die Begegnungen mit den Menschen. Die spontane Einladung zu einem Plastikbecher Wein aus dem Picknikkorb zeugt von der Gastfreundlichkeit der Einheimischen. Da, wo wir es am wenigsten vermuteten, auf der Alpe Baranca unserem ersten Etappenort, wurden wir mit einem mehrgängigen Menu der Superlative verwöhnt. Trotz hängemattenartig weichen Matratzen schliefen die meisten gut.

Den 2. Tag begannen wir mit einem Abstieg durchs wilde Tal des Mastallone und nach einigen Auf- und Abstiegen erreichten wir Rimella. Der Ort ist noch etwas mehr belebt als die vorhergehenden Weiler. Wir kamen an vielen noch gut erhaltenen Walserhäusern vorbei, die mit ihren einzigartigen Steindächern manches Fotosujet hergaben. Hier fühlt man sich um Jahrzehnte zurückversetzt in längst vergangene Zeiten.

Nach weiteren kulinarischen Höhenflügen italienischer Manier inkl. Wein und Grappa im Refugio dei Walser in San Gottardo war die Stimmung weiterhin bestens und wir machten uns schon Gedanken, wie wir die vielen Kalorien am nächsten Tag wieder loswerden könnten. Zum Glück blieb das Wetter gut und wir bestiegen am Samstag in einer interessanten Rundtour den Cima Capezzone 2421m. Trotz einigen Nebelschwaden im Gipfelbereich  hatten wir in der näheren Umgebung eine gute Sicht. Nur der erhoffte Blick auf den Monte Rosa blieb uns weiterhin verwehrt.

Nach einer weiteren Übernachtung in San Gottardo machten wir uns am Sonntag auf den Weg über den Colle Dorchetta und via Bannio erreichten wir Ponte Grande im Val Anzasca. Auf der Brücke sahen wir kurz einen der Gipfel des Monte Rosa zwischen den Wolken. Ein schöner Abschluss mit 4 erlebnisreichen Tagen, die wir in diesen recht verlassenen Tälern geniessen konnten. Danke den Tourenleitern Eva und Beat für die umsichtige und professionelle Führung dieser wunderschönen Tour.

Wilhelm Zurbrügg