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2018-10-12 Tessin/Val Calanca - der andere Höhenweg

Bei äusserst mildem, sonnigen Herbstwetter stiegen wir am Freitagnachmittag gemütlich in ca. 1,5 Std. den Rücken von Monte Saurù durch den Wald zur Capanna Brogoldone auf (die ersten 800 hm schenkten wir uns mit der Fahrt im kleinen Gondeli). Oben auf dem Plateau bei der Hütte angekommen, tauchten die letzten Sonnenstrahlen die Berge und Umgebung in goldenes Licht.
Alsbald sassen wir gemütlich am Kaminfeuer bei leckerer Linsensuppe, Polenta mit Gemüse und Fleisch und einer Flasche Rotwein. Als Nachspeise gabs feine Kastaniencrème mit Meringue.

Bei stahlblauem Himmel starteten wir am Samstag morgen in Richtung Pizzo Claro. Der Weg folgte nun zuerst über die Bergschulter dem Kamm entlang bis wir auf ein kleines Plateau gelangten, wo wir dann aber über die mit Steinblöcken übersähte Ostflanke zur Normalroute querten. Über Geröll und Steinplatten ging es im Zickzack hoch bis zum Gipfelkreuz. Mein Bedenken, dass wir hier oben eine Völkerwanderung antreffen würden, traf erstaunlicherweise nicht ein, ausser unserer Gruppe, waren nur eine Familie und 2-3 andere Bergler unterwegs. Nachdem Gipfelabstieg setzten wir uns gemütlich zur Mittagsrast/ Mittagsschläfchen in die Sonne und konnten noch die Flugkünste eines Steinadlers in nächster Nähe bestaunen, bevor wir über die Alp Rossiglion, nach Landarenca ins Val Calanca abstiegen.

Im hübschen autofreien Dörfchen Landarenca wurden wir Abends in der kleinen lauschigen Osteria wieder kulinarisch verwöhnt, und zwar mit feiner Antipasti, Pilzrisotto, einen guten Tropfen Wein und wahlweise ein fruchtiges Semifreddo oder selbstgemachter Kastanienkuchen - mhhmm, la vita e bella!

Im ehemaligen, jetzt zur Mehrbettunterkunft ausgebautem Schulgebäude, schliefen wir auf den neuen Matratzen wie die Engelchen.

Am Sonntag gings dann gleich wieder zur Alp Boliv wo wir am Vortrag abgestiegen sind, auf steilen schmalen Pfaden hochhinauf an kleinen Maiensässe vorbei, durch einen alten märchenhaften Wald zur Alp Piöv di Fuori und den Ruinen von Piöv di Dent. Dann weiter über steile Grasflanken und Geröll, über verschiede Absätze der wilden Bergflanke entlang bis die Lawinenverbauungen oberhalb von Sta. Domenica sichtbar wurden. Im Zickzack schlängelte sich die Pfadspur an den Lawinenrosten vorbei zum Fusse der Felswand. Eine spannende Wegführung, mittlerweile gut mit Ketten an heikleren Stellen ausgestattet, wurde der Camin Biancalan, das Herzstück dieser Tour, erst am Schluss sichtbar. Das Loch im Fels, von den Einheimischen auch 'La Finestra' genannt, ist ein kleiner Durschlupf für Wanderer (früher auch für Ziegen und Hirten), welches einem in eine etwas andere Landschaft entlässt. Das Loch war so klein, dass wir unsere Rucksäcke abziehen mussten um da durchkriechen zu können.

Auf der anderen Seite über Geröll zwischen den alten, aus Stein aufgeschichteten Lawinenverbauungen wanderten wir hinunter, durch lichte, teils schon goldene Lärchenwälder zur Alp de Naucal. Dann weiter vorbei an der Alp Stabiorel, weglos durchs Unterholz nach Pro de Leura mit der kleinen Kappelle. Von dort die Serpentinen runter nach Rossa.

In unserer Pension wurden wir schon erwartet und einmal mehr, mit einem feinen Abendessen (Salat Polenta, Ragu, Käse und leckerem Dolce) verwöhnt.

Am Montag, war es bedeckt und deutlich kühler als wir auf dem Strässchen nach Valbella marschierten. Der Calancasca entlang folgend wanderten weiter bis zur Alp de Alögna wo der Anstieg durchs wilde und raue Val di Passit begann. Die kleine Schlucht mit dem Bach, und die mit hohen gelben Gräsern, farbigen Büschen und Farnen überwucherte Landschaft, dazu die Nebelschwaden vom Misox über den Pass hinunterdrückend, erinnerte uns irgendwie an Schottland.

Auf dem Pass di Passit bei den beiden Moorseen wehte ein garstiger Wind. Wir setzten uns hinter der kleinen Schutzhütte in den Windschatten um ein kurzes Mittagessen einzunehmen. Bevor wir uns durch die mystische, mit nun dickeren Nebel verhangene Herbstlandschaft nach San Bernardino Dorf bewegten.

Mit dem Postauto nach Chur fahrend, entschlossen wir kurzfristig noch in Chur einen Zwischenhalt einzulegen, um um 16:30 h mit Pizokels auf der Piazza in der Altstadt ein verfrühtes Abendessen einzunehmen. Schön wars, diese Herbstwanderung mit einer tollen Gruppe, durch eine sehr abwechslungsreiche, teils wilde und einsame Landschaft mit kulinarischen, lokalen Leckerbissen! ;-)

Eva